29) Mundarttext, Stichwort „Stange“
Wenn im zeitigen Frühling der Rothirsch sein Geweih abwirft, dann entsteht bei den echten Oberharzern das so genannte Stangenfieber. Jeden Tag, schon morgens in aller Frühe -noch in völliger Dunkelheit- ziehen sie los, die an ihren Standorten wechselnden Hirsche zu beobachten. Wenn diese kahl, d.h. ohne Geweih auftauchen, dann ist das ein Zeichen dafür, dass die Stangen abgeworfen worden sind. Nun beginnt das meistens erfolgversprechende Suchen. An den Fütterungen ist das Stangensuchen verboten. Dort werden die abgeworfenen Geweihe beim Füttern durch die Forstleute gefunden. Der Stangensucher muss bei der Forstverwaltung um Genehmigung für das "Stangen-suchen" nachsuchen und sich eine entsprechende Bescheinigung geben lassen.
Er ist verpflichtet, die gefundenen Stangen bei den späteren Stangenschauen zur Begutachtung vorzulegen. (1 Spießer, 2 Gabler, 3 Sechsender, 4 Achtender, 5a Kronenzehnender,
5b Eissprossenzehnender, 6 Kronenzwölfender, 7 Zwanzigender)
30) Mundarttext, Stichwort „Waschküche“
Ein früherer Waschtag: Waschkessel mit Wasser füllen und anheizen. Wäsche annässen, einseifen und im Kessel kochen. Die Wäsche eimerweise aus dem Kessel in die Waschwanne bringen. Dort mittels Waschbrett jedes einzelne Stück - wenn nötig - nochmals mit Seife kräftig bearbeiten. Anschließend einige Spülgänge und die schwere Arbeit des Auswringens. Danach zum Trocknen aufhängen.
31) Mundarttext, Stichwort „Wasen“
Im Oberharz wurde von Frauen (Wasenfrauen) Reisig gesammelt und zu Bündeln verschnürt. Die so entstandenen so genannten “Wasen” wurden als Anmachholz in den Hütten abgenommen, aber auch als Frostschutzabdeckung der zu den Wasserrädern führenden Flutgräben verwendet.
29) Mundarttext, Stichwort „Schtang“ Harry Riedel, Bergstadt St. Andreasberg
Wenn in zeiting Friehjåhr - mehrschtntähls leiht noch Schnee - dr Ruhtharsch dê Schtangê obschmeißt, denn arwischt dê echtn Ewêrhårzr es "Schtangêfiewêr". Allê ohch un in allêr Harrgottsfrieh -es is noch schtockfinstr haußn- machtn sê sich lus, dê Harschê zê bêohwachtn, diedê offn Wachsl ansê dorrichzuhng. Kåm dr Harsch kåhl åhn, denn wusstn sê Bêschähd, doss dr Harsch dê Schtangê obgêschmissn hottê un es Suhng gäng lus. Mehrschntähls warn dê Schtangê gêfundn. Åhn dê Fittêrungê is es Schtangêsuhng vrbuhtn. Dortn warn dê Schtangê mehrschtns von dê Forschtleit gêfundn, diedê dortn fittêrn. Dr Schtangêsuchchr muss sich bei dr Forscht ä Zacklschein gahn lohsn un dê Schtangê, dierêr gêfundn hot, mussr harnohchr bei dr Schtangêschau vierlehng un bêgutachtn lohsn. (1 Schpießêr, 2 Gåhblêr, 3 Sechsendr, 4 Achtendr, 5a Kruhnêzahnr, 5b Eisschprossnzahnr, 6 Kruhnêzwellêfr, 7 Zwansichendr)
30) Mundarttext, Stichwort „Waschkichch“ Lilli Kunze, Bergstadt Sankt Andreasberg
Wenn friehr gruhßê Wäsch wår, denn wuhr in Waschhaus/in der Waschkichch dr Waschkessl åhngêfeiêrt, es Wassr hähß gêmacht un dê Wäsch do drinnê gêkocht. Mit änn Knippl wuhr dê Wäsch denn rausgênummê un emmrwähs in dr Waschwann gêkeppt. Dortn wuhr dê Wäsch, wenns nehtich wår, Schtick for Schtick nochêmol ähngêsähft un offn Waschbraht dorrichgêruwwlt, denn ä påårmol gêschpieêlt un ausgêrunge. Denn kåm es Aufhängê forrn Drehng. Es Waschn dauêrtê änn gansn Tohk.
31) Mundarttext, Stichwort „Wåsn“ Lilli Kunze, Bergstadt Sankt Andreasberg
In Ewêrhårz wuhr von dê Kulturfrahn Reisich aufgêklaubt un gêbinnlt. Dê Wåhsn, su wuhr zu dê Binnl gêsåht, wuhrn als Åhnmachhols bei dr Hitt obgênummê; sê wuhrn owr ahch off dê Flutgrähm gêlehcht, im bein Frost es Zufrieêrn zê vrhinnêrn.