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| | Sagen rund um St. Andreasberg | |
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Timbar
Fuchs
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| Thema: Sagen rund um St. Andreasberg Mi Mai 06 2009, 15:07 | |
| Die Sage von den Dreibrodesteinen
Gegenüber der Natursprungschanze "Glück-Auf" im Dreibrodetal liegen drei große wie von Riesenhand übereinander getürmte Granitblöcke.
Hohe finstere Fichten verwehrten früher dem Sonnenlicht an dieser Stelle den Zutritt.
Es war als hüteten sie das uralt Geheimnis von den Dreibrodesteinen, die seit undenklichen Zeiten hier liegen. Unter den Steinen soll die "schwarze Kathrin", der große Spukgeist,des Dreibrodetals, wohnen.
Wie die Dreibrodesteine entstanden sind, darüber erzählten sich die Alten folgende Geschichte:
Als der Oberharz noch nicht bewohnt war, traf man nur schürfende Bergleute in den dichten Fichtenwäldern an.
Von den Rändern des Harzes waren auch die ersten Köhler gekommen, um hier im Oberharz ihre Kohlenmeiler anzulegen.
Zu dieser Zeit wohnte in den ersten Hütten, die um die ersten Berkwerke von St. Andreasberg erbaut waren, eine alte Frau, die nicht nur geizig war, sondern auch als alte Zauberin gefürchtet und gemieden wurde. Eines Tages wollte sie ihrem Mann, der einen Kohlenmeiler betreute, drei Brote bringen. Sie packte diese in eine Kiepe und machte sich auf den Weg. Im Dreibrodetal fand sie einen vor Hunger und Entkräftung erschöpft zusammengebrochenen Bergburschen, der vom Siebertal durch das Dickicht gewandert war und hier nach Erz suchen wollte.
Als er nun das alte Köhlerweib sah, faßte er wieder neuen Mut und bat sie um ein Stückchen Brot. Die geizige Alte dachte jedoch gar nicht daran, etwas von ihren drei Broten abzugeben, den ihr Herz war zu sehr verhärtet.
Im Gegenteil, unter fürchterlichem Fluchen und hässlichen Verwünschungen: "Meine drei Brote sollen eher zu Stein werden, als das ich dir ein Stückchen abgebe", lehnte sie jede Hilfe ab.
Der junge Bergbursche starb kurz darauf. Die Alte kümmerte sich nicht um ihn, sondern ging weiter.
Aber die Strafe des Himmels ereielte sie schneller, als sie dachte. Ihre Schritte wurden bald langsamer, den ihre Verwünschungen hatten inzwischen Erfüllung gefunden. Die Brote in ihrer Kiepe hatten sich in Steine verwandelt und wuchsen ins Riesenhafte. Durch das schwere Gewicht wurde die Alte allmählich in das Moor gedrückt. Sie versuchte sich von ihrer Kiepe zu befreien, doch das gelang ihr nicht, den die Kiepe saß wie angewachsen. Bald waren die Brote gewaltige Steinblöcke geworden, die die Köhlehexe für immer unter sich begruben.
Von Zeit zu Zeit, das heißt an den Tagen, an denen es den Hexen möglich ist, uns Menschen einen Schabernack zu spielen, gelingt es der Alten, unter den Steinen wegzukommen.
Sie macht dann als Spukgeist die Gegend im Dreibrodetal bis zur Clausthaler Straße unsicher.
Ein Holzhauer, der nach Beendigung seiner Arbeitszeit am Fischbach entlang ging, sah plötzlich in der Nähe der Straße eine Frau in alter Tracht. Er glaubte zuerst, daß er eine alte Beerensucherin vor sich habe. Diese lief auf dem Hain hin und her, hatte einen Besen in der Hand und eine Kiepe auf.
Am ersten Abend achtete er nicht weiter darauf, als er jedoch am nächsten und übernächsten Tage die Alte wiedersah, faßte er sich ein Herz und ging auf die Frau zu. Da sah er vor sich eine alte häßliche Hexe, die grinsend auf ihn zukam und ihn anfauchte. Vor Schreck war der Holzhauer nich mehr in der Lage, auch nur einen Schritt zu tun. Als er nach einiger Zeit wieder zu Kräften gekommen war, glaubte er einen schweren Traum gehabt zu haben, denn die Alte war verschwunden. Seine Kameraden überzeugten ihn erst von der Wirklichkeit des Erlebnisses, da sie es mit eigenen Augen miterlebt hatten.
Wer heute an der Clausthaler Straße in den Abendstunden spatzieren geht, kann feststellen, das an der Stelle, wo der Weg zu den Dreibrodesteinen abzweigt, abends immer eine dicke Nebelschicht auf der Straße liegt.
P.S.: Ich möchte euch bitten hier keine Komentare zu schreiben. Wenn ihr antworten wollt, macht bitte ein neuen Block auf.
Ihr könnt hier aber gern weitere Sagen rund um St. Andreasberg einsetzen. |
| | | Der Sieberaner
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| Thema: Re: Sagen rund um St. Andreasberg Mi Mai 06 2009, 16:59 | |
| Die Ratskatze Im Jahre 1374 hat sich ein Planet gezeigt, der gar selten kommt und der lange Jahre nicht zu finden gewesen ist. Da lebten die Leute auf Andreasberg in großer Angst, was dieser Schweifstern, der hinten wie ein Bein geformt war, ihnen wohl bringen möchte. Auch kamen sie jeden Abend zusammen und wollten den Schweifstern sehen. Zwei Abende saßen sie in ihrem Rathaus beisammen und warteten auf den Stern, aber er zeigte sich erst am dritten, und wie! In dem Rathaus waren nämlich so viele Mäuse gewesen, daß es auf Andreasberg nicht genug Katzen gab, um sie wegzufangen. Da kamen die Andreasberger durch ein Schreiben aus Paris an eine gute Katze, die ließen sie sich mit Expreß kommen, und die Herren von Andreasberg räumten ihr das schönste Rathauszimmer ein, drinnen wurde sie in einer Stunde so groß und dick, daß sie nicht mehr zur Stubentür hinaus konnte. Als nun die Andreasberger zwei Abende vergeblich auf den Kometen gewartet hatten, da brachte sie am dritten Abend dreihundert Junge zur Welt. Nun hatte das Rathaus in St. Andreasberg drei-hundert Fenster, und da saß in jedem der dreihundert Rathausfenster eine junge Katze. Zuletzt brachte die alte Katze noch einen Ziegenbock zur Welt, und der hatte den erwarteten Kometen hinter sich. Da kamen die Leute aus ihrem Traum, was der Komet bedeutete. Aber er hatte noch mehr zu bedeuten als dies. Denn um dieselbe Zeit kamen viele Schneider nach Andreasberg, die hatten in Holland eine Rebellion gemacht und waren von dort vertrieben. Weil aber auf dem Rathaus kein Platz war, so wurden sie bei dem Ziegenbock in den Stall gesperrt. Da hatte aber am andern Morgen der Ziegenbock die vielen Schneider aufgefressen. Seit dem großen Kometen essen die Leute auf dem Andreasberg das Fleisch vor der Suppe. Die Katze aber ist alt geworden 52 Jahr, 52 Wochen und 52 Tage, und von den dreihundert jungen Rathauskatzen stammen noch die Andreasberger Katzen ab. (Pröhle 1886, Nr. 174) aus: "Sagen aus dem Harz" von Hans-Jörg Uther |
| | | Timbar
Fuchs
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| Thema: Die neugierigen Weiber von St. Andreasberg Do Mai 07 2009, 17:43 | |
| Am Fastnachtsdienstg haben die Bergleute das Bergdankfest gehalten. In geschlossenem Zuge, mit den Oberen an der Spitze, unter Vorantritt ihrer eigenen Musikkapellen, ging es zum Gottesdienste, an dem keine Frau teinehmen durfte, den ein alter Glaube sagte, daß soviele Bergleute im kommenden Jahr verunglücken, wie an diesem Tage Frauen beim Gottesdienst sind. Nun ist der Bergbau in St. Andreasberg erst später begonnen und lange nicht ergiebig gewesen, bis ein Bergmann aus dem Erzgebirge zuzog, der den rechten Blick hatte. Da ward am Beerberg eine reiche Silberader gefunden, die lange Zeit abgebaut werden konnte, und der Bergmann war Berggeschworener. Alle Jahre nahm er mit Sohn und Schwiegersohn am Gottesdienst des Bergdankfestes teil. Seine Frau, die aus dem Eichsfelde stammte und keine Bergmannstochter war, hatte immer schon die Neugier geplagt, zu wissen wie es bei dem Dankgottesdienst zugehe und ws da wohl für Geheimnisse dabei seien. Allein getraute sie sich nicht, aber endlich hatte sie Tochter und Schwiegertochter so weit, und die drei Frauen schlichen sich durch die Sakristeitür auf die Orgelmpore. Der Orgnist winkte sie mit dem Kopfe entsetzt zurück, aber sie huschten doch schnell bis an die Brüstung und sahen, wie der Pastor gerade seinen Segen erteilt. Der Berggeschworene kniete neben seinen Söhnen. Da stieß ihn jemand mit dem Fuße an, und wie er aufblickte, stand da, den anderen unsichtbar, der Bergmönch. Mit einer Hand wehrte er den Segen des Pastors von ihnen ab, mit der anderen wies er zürnenden Blickes nach der Orgel. Der Geschworene sah die drei Weiber und wußte was Los war. Er hat zuerst zu Hause nichts gesagt, hat dann Urlaub genommen für drei Tage mit seinen Söhnen, die er auch zu Hause behielt, einen stillen Abschied gefeiert, auch den Weibern ihre Neugier vorbehalten, ihnen aber vergeben. Die Söhne und die Weiber haben zwar gemeint, es sei nur ein alter Aberglaube, und es werde so schlimm nicht kommen. Schließlich haben sie gebetet und den Pfarrer gefragt. Es hat ber alles nichts genützt. Als die drei eingefahren sind, ist die Fahrkunst zusammengebrochen und danach der Berg über die drei Männer gestürtzt. Die Silberader ist nicht wieder gefunden. Seitdem ging es mit dem Bergbau von St. Andreasberg bergab. |
| | | Der Sieberaner
Moderator
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| Thema: Re: Sagen rund um St. Andreasberg Do Mai 07 2009, 18:00 | |
| Der Bergmönch im Harz Zwei Bergleute arbeiteten immer gemeinschaftlich. Einmal, als sie anfuhren und vor Ort kamen, sahen sie an ihrem Geleucht, daß sie nicht genug Öl zu einer Schicht auf den Lampen hatten. „Was fangen wir da an?“ sprachen sie miteinander, „geht uns das Öl aus, so daß wir im Dunkeln sollen zu Tag fahren, sind wir gewiß unglücklich, da der Schacht schon gefährlich ist. Fahren wir aber jetzt gleich aus, um von Haus Öl zu holen, so straft uns der Steiger, und das mit Lust, denn er ist uns nicht gut.“ Wie sie also besorgt standen, sahen sie ganz fern in der Strecke ein Licht, das ihnen entgegenkam. Anfangs freuten sie sich, als es aber näher kam, erschraken sie gewaltig, denn ein ungeheurer, riesengroßer Mann ging, ganz gebückt, in der Strecke herauf. Er hatte eine große Kappe auf dem Kopf und war auch sonst wie ein Mönch angetan, in der Hand aber trug er ein mächtiges Grubenlicht. Als er bis zu den beiden, die in Angst dastanden, geschritten war, richtete er sich auf und sprach: „Fürchtet euch nicht, ich will euch kein Leids antun, vielmehr Gutes“, nahm ihr Geleucht und schüttete Öl von seiner Lampe darauf. Dann aber griff er ihr Gezäh und arbeitete ihnen in einer Stunde mehr, als sie selbst in der ganzen Woche bei allem Fleiß herausgearbeitet hätten. Nun sprach er: „Sagt’s keinem Menschen je, daß ihr mich gesehen habt“, und schlug mit der Faust links an die Seitenwand; sie tat sich auseinander, und die Bergleute erblickten eine lange Strecke, ganz von Gold und Silber schimmernd. Und weil der unerwartete Glanz ihre Augen blendete, so wendeten sie sich ab, als sie aber wieder hinschauten, war alles verschwunden. Hätten sie ihre Bilhacke (Hacke mit einem Beil) oder sonst nur einen Teil ihres Gezähs hineingeworfen, wäre die Strecke offengeblieben und ihnen viel Reichtum und Ehre zugekommen; aber so war es vorbei, wie sie die Augen davon abgewendet. Doch blieb ihnen auf ihrem Geleucht das Öl des Berggeistes, das nicht abnahm und darum noch immer ein großer Vorteil war. Aber nach Jahren, als sie einmal am Sonnabend mit ihren guten Freunden im Wirtshaus zechten und sich lustig machten, erzählten sie die ganze Geschichte, und montags morgen, als sie anfuhren, war kein Öl mehr auf der Lampe, und sie mußten nun jedesmal wieder, wie die andern, frisch aufschütten. (Grimm DS 3) aus: "Sagen aus dem Harz" von Hans-Jörg Uther |
| | | Gast
Gast
| Thema: Re: Sagen rund um St. Andreasberg Fr Mai 08 2009, 09:55 | |
| DIE GRUBEN ZU SANKT ANDREASBERG
Tief im Harzgebirge liegt die Bergstadt Sankt Andreasberg mit vormals reichem Grubenbau. Unter den Gruben, von denen leider gar viele auflässig geworden sind, waren Sankt Andreasberg und Samson, Katharine Neufang, der große Johann und der goldne Altar die reichsten. Die geringeren hatten auch schöne Namen, wie Morgenröte, Abendröte, Teuerdank, Engelsburg, drei Ringe, Weinstock und noch viele andere. Es gab auch Berggeister in den Gruben. Ein redlicher Gräflich-Hohensteinischer Obersteiger, bereits alt und betagt, mit eisgrauem Haar und Bart, des Namens Jakob Illing, befuhr einst eine Grube und traf auf einen Berggeist, welcher den Obersteiger anhauchte. Da wurde dem alten Mann seltsam zumute, und versahe sich seines baldigen Todes. Als er wieder aufgefahren war, bereitete er sich christlich auf sein nahes Ende vor, es fiel ihm auch alles Haar aus, so daß er völlig kahl wurde, allein er blieb nicht nur am Leben, sondern es wuchs ihm neues schönes schwarzes Bart- und Haupthaar, er verjüngte sich zusehends, wurde ein prächtiges Männchen, freite aufs neue, zeugte viele Kinder und starb erst im höchsten Alter. Seine Nachkommen haben hernach gar lange Reihen von Jahren dem Grubenhagenschen Bergwerk als Bergmeister löblich vorgestanden. Ein anderer Steiger brachte zur Zeit guter Ausbeute einige reiche Stufen aus dem großen Johann und dem goldnen Altar beiseite, sie als Ersatz aufzubewahren, wenn einmal die Beute geringer ausfallen werde. Aber seine Mitgesellen, die das bemerkt hatten, glaubten, er habe die Stufen für sich über Seite gebracht, klagten ihn der Veruntreuung an, und da auf solcher damals die Todesstrafe stand, so wurde mit dem armen Manne kein langes Federlesens gemacht. Als er nun auf der Richtstatt kniete, um enthauptet zu werden, so rief er zuvor: Gott wird ein Zeichen tun, daß meine Unschuld erkannt werde! Fluch über die Gruben, bis ein Graf mit Glasaugen und Rehfüßen geboren wird und am Leben bleibt! Da tat der Scharfrichter seinen Schwertstreich, das Haupt des unschuldigen Mannes fiel, aber dem Rumpfe entsprangen statt des Blutes zwei Milchströme; das war das Zeichen, welches Gott tat, und gleichzeitig hörte man von fern ein Donnerkrachen, davon die Erde erbebte. Die genannten Gruben waren in sich zusammengebrochen und nie mehr befahrbar. Endlich geschah es, daß wirklich ein junger Graf geboren wurde mit Glasaugen und Rehfüßen, da hoffte man auf neuen Bergsegen aus jenen verschütteten Gruben, aber die Hoffnung trog, das seltsame Kind konnte nicht am Leben erhalten werden, sondern starb, und die Gruben blieben verschüttet auf immerdar.
Quelle: Ludwig Bechstein, Deutsches Sagenbuch, Leipzig 1853 |
| | | Ch.undWolfgang
Moderator
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| Thema: Re: Sagen rund um St. Andreasberg Fr Mai 08 2009, 13:02 | |
| Die Sage von den drei Jungfern
Als „Drei Jungfern" wird ein zwischen Bergwiesen eingeschlossenes, mit Fichten bewachsenes, langgezogenes Gehölz bezeichnet, das gleich oberhalb der Bergstadt Sankt Andreasberg von der Straße, die nach Braunlage führt, zu erreichen ist. Von dem südwestlichen Rand des Wäldchens genießt man einen wunderschönen Blick auf die Berglandschaft bei Sankt Andreasberg, der nordöstliche Waldrand gewahrt eine ausgezeichnete Fernsicht auf Wurmberg, Achtermann und Brocken. Diesen Bergen ist vorgelagert der z.T. nackte, felsige Hahnenkleerücken und in mehr nördlicher Richtung, links vom Brocken, der herrliche hohe Rehberg. Über die Entstehung des Dreijungfernholzes geht in Andreasberg folgende Sage: Drei verlobte junge Mädchen gingen an einem Sonntagnachmittag zu dem eben erwähnten Hölzchen. An seinem Rande, unter schattigen jungen Fichten sich niederlassend, reden sie, wie verlobte junge Mädchen tun, von ihren Geliebten und der baldigen Hochzeit, als plötzlich die eine von ihnen das halb von einer jungen Fichte verborgene greuliche Gesicht eines alten Weibes erblickte. Man wusste nicht, war es Zorn oder Schadenfreude, oder eine Art von Gutmütigkeit, was aus dem runzeligen Gesicht und den glotzenden Augen der Alten sprach, als sie rief: „Nur diejenige von euch dreien wird bald Hochzeit haben, die heute Nacht zwischen 11 und 12 Uhr ohne Furcht den Gang durch die Wildnis zum Hahnenklee-felsen wagt und ihn scheuert." Beim letzten Wort dieser sonderbaren Rede war das Weib verschwunden. Dass die drei verlobten nicht nach Art junger Mädchen voll Schrecken davonliefen, mag wohl seinen Grund in dem nicht unliebsamen Hochzeitsversprechen gefunden haben; wäre nur nicht die fatale Bedingung dabei gewesen. Langsam der Stadt zugehend, überlegten sie die Sache und verabredeten, den Auftrag gemeinschaftlich auszuführen, da sie doch alle drei gern bald zu heiraten wünschten, bestimmten auch einen Ort am Gesehr, wo sie sich abends um 10 Uhr treffen wollten. Gesagt, getan. Aber die Nacht, die jene Alte für die drei ausgesucht hatte, war doch gar zu unfreundlich! Der schreckliche Todesvogel mit seinem heiseren Geschrei, das Auftauchen greller Blitze, der dumpfrollende Donner, die rabenschwarze Finsternis machten sie zu einer der schaurigsten, die sie je erlebt hatten. Allen Mut verlierend, hält eines der Mädchen seine Schritte an und sagt: „Bis hierher und nicht weiter. Wer kann sagen, welche Falle uns das tückische Weib gelegt hat." Bei diesen Worten kehrte sie eilig nach der Stadt zurück. Furcht steckt an, und auch das andere Mädchen wendet dem Hahnenklee den Rücken. Das dritte jedoch, ein Kind mit gläubigem und frommem Sinn, ruft, sich selbst ermunternd, beherzt: „Ich folge dem erhaltenen Befehl, mir kann ohne den Willen Gottes weder Gutes noch Böses geschehen" und setzte getrost und unbekümmert seinen Weg fort. Auf dem Hahnenklee angekommen, erscheint ihr die alte Frau abermals und spricht mit freundlicherem Angesicht: „Du allein folgtest meinen Worten, du allein sollst darum auch als hochbeglückte Braut bald am Traualtar stehen. Doch jene Ungehorsamen sollen es fühlen, dass sie mir so wenig Vertrauen schenkten!" Bei diesen Worten war sie, gleich dem ersten Male, verschwunden. Mit ihr verschwand auch die schwarze, finstere Nacht, und ein heller, sternbesäter Himmel schaute freundlich auf das Mädchen nieder, das leichten Herzens und frohen Mutes seinem kleinen Elternhäuschen wieder zuschritt. Doch wie ging es den beiden furchtsamen und vertrauenslosen Mädchen? Der Bräutigam der einen, ein Bergmann, stürzte schon in der nächsten Woche in den Schacht und wurde zerschmettert herausgebracht. Die arme Braut starb vor Gram und Jammer schon nach drei Tagen und beide fanden in ein- und demselben Grabe ihreRuhestätte. Der Bräutigam der zweiten, ein Soldat, fiel in der nächsten Schlacht; so starb auch dieser, ihre schönste Hoffnung, dahin und sie ward darüber zur alten Jungfer. Noch einmal zeigte sich die alte Frau dem mutigen und durch Gottvertrauen glücklich gewordenen Mädchen an ihrem Hochzeitstag. Als nämlich nach dem Hochzeitsmahl der Lobgesang gesprochen war, schaute sie über den Ofen ins Zimmer und überreichte dem Bräutigam eine silberne Wiege, gefüllt mit aus dem feinsten Silber geprägten Andreasberger Sechs- und Mariengro-schenstücken. Ein besonderer Segen musste in diesem Gelde stecken; denn der damit begonnene Hausstand unseres Paares gedieh so sehr, dass es bald nicht nur zu den reichsten, sondern auch zu den glücklichsten Leuten in der Bergstadt gezählt wurde. In Andreasberg geht aber noch heutigen Tags, wenn für ein Mädchen die Aussicht, einen Mann zu bekommen, mehr und mehr schwindet, die Rede: „Die muss den Hahnenklee scheuern!'
(nach Albert Bock)
Quellenangabe: Harz-Berg-Kalender
Zuletzt von Ch.&Wolfgang am Fr Mai 08 2009, 14:05 bearbeitet; insgesamt 2-mal bearbeitet |
| | | Der Sieberaner
Moderator
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| Thema: Re: Sagen rund um St. Andreasberg Fr Mai 08 2009, 14:36 | |
| Die feurige Kröte Es kommt einmal ein Schneider nach Andreasberg, aber nicht ganz hin. Nein, bis auf den Frau Hollenplatz, und da bleibt er. Der Abend ist so hübsch, zwar nicht finster, aber auch nicht hell, just wie eine hübsche Sommernacht auf dem Harz. Er denkt, du willst dich hier hinlegen, sparst du doch das Schlafgeld, und wilde Tiere gibt es hier ja wohl nicht. Moos ist bald so viel zusammengerupft, das Bett gemacht, er drauf, und in ein paar Minuten hat er mit der Welt nichts mehr zu schaffen. Fest schläft er, wie ein Ratz. Da ist es mit einem Male, als risse ihm jemand die Augen auf. Der Berg ist ganz rot, wie der Himmel, wenn die Sonne untergehen will, und doch sieht er keine Flamme, nichts, wovon er so rot geworden ist. Als er darüber verwundert aufguckt, bemerkt er, daß das Rote unten vom Berg kommt und immer höher steigt, ja daß eine gefährlich große Kröte den Berg hinaufkriecht und davon die rote Farbe des Berges herrührt. Er will auf, kann aber nicht; es ist, als wäre er festgebunden an der Stelle. Das Untier kommt langsam immer näher und näher auf ihn zu. Natürlich bekommt unser Schneider denn doch nicht gerade geringe Angst: Ein Schneider ist ohnehin nicht beherzt. Was will er machen, er kann nicht weg; der Angstschweiß tritt ihm auf den Leib, denn das Tier glüht über und über und sperrt den Rachen weit auf. Den heißen Atem kann man sogar sehen, und die Augen glotzen ihn an. Na, denkt er, die will dir zu Leibe, die macht dich kalt. Noch zwanzig Schritt ungefähr ist sie von ihm, da schlägt's zwölf Uhr auf dem Turm des Glockenbergs, und als es den letzten Schlag tut, da ist alles auf einmal verschwunden, und der Berg schwarz und finster. Die Sterne gucken hie und da aus den Wolken, und jenseits, dort wo Morgen liegt, geht der Mond auf. Der Schneider kann auch aufstehen und macht sich gleich nach Andreasberg hinein. Da begegnet ihm der Wächter, der bläst zwölf. Der Schneider bittet ihn, er möchte ihm doch ein Nachtlager verschaffen. Der bringt ihn hin nach dem Nachtwärterquartier, und da bleibt der Schneider bis zum Morgen. Sagt aber da kein Wort, was ihm passiert ist. Des andern Morgens, so gegen zehn, geht er zum Pastor und erzählt ihm den Vorfall auf dem Frau Hollenplatz. Der Pastor aber sagt, er wolle diesen Abend mit hin, dann würden sie sehen, was sich tun ließe. Der Schneider solle nur nicht bange sein. Die Kröte wäre gewiß verwünscht, und er (der Schneider) müsse sie erlösen. Dazu gehöre aber Herzhaftigkeit; auch dürfe er nicht sprechen, sonst wäre alles verloren. Ja, sagte der Schneider, er wolle allen seinen Mut zusammennehmen. Es wäre die Kröte aber ein scheußliches Ungetüm. Wenn's das auch wäre, sagt der Pastor, so müsse er es doch küssen. Des Abends halb elf gehen sie miteinander nach der Stelle, setzen sich nebeneinander auf die Erde, und der Pastor sagt nochmals zum Schneider: "Wenn ich nun in diesem Buche lese, so bist du ganz stille, laß kommen, was kommt, und wenn dich die Kröte auch halb tot macht. Du sollst sehen, es ist dein und mein Glück, auch der Kröte ihr's, dann sind wir alle reich." Dahinter steckt sicher etwas. Der Schneider verspricht auch, dem Rat zu folgen. So warten sie, bis es elf schlägt. Mit dem Schlag elf wird der Berg nach und nach hell und heller und diesmal noch viel heller als das vorige Mal. Sie sehen schon die Kröte, wie sie am Berg langsam herauf kriecht; diesmal ist sie auch viel feuriger und abscheulicher, kommt auch schneller heran. Der Pastor liest, was er kann, und sucht den Schneider zu stärken, sieht ihn öfter tröstend an und winkt ihm, daß er ja Mut behielte. Endlich kommt sie so nahe, daß sie den Schneider mit ihren glühenden Pfoten auf die Beine tritt. Er fühlt den heißen, giftigen Hauch aus ihrem Feuerrachen, sie steigt höher an ihm herauf. Ihm schlägt das Herz. Der Pastor liest und sieht ihn scharf an, als wollte er sagen: Du, halt aus, zieh nicht weg. Am Ende kommt sie ihm fast an den Mund, ihr Hauch riecht nach Schwefel, es dämpft ihm bald den Atem ab. Da will sie ihn küssen. Aber nun kann er es nicht mehr aushalten, voll Abscheu wendet er das Gesicht weg, und da schlägt es zwölf. So wie's den ersten Schlag tut, da ist alles verschwunden, und der Pastor sagt voll Verdruß und Ärger: Nein, so ein Narr, solch eine Memme, wie der Schneider wäre, gäb's nicht weiter. Nur noch einen Augenblick hätte er aushalten sollen, so wäre alles geschehen. Der Schneider sagt darauf, wenn er sich nicht abgewandt hätte, so hätte er ersticken müssen. Es ist nun vergebens gewesen, sie gehen also miteinander nach Haus und am folgenden Abend um dieselbe Zeit nochmals hin. Alles kommt wieder so. Der Berg wird aber diesmal so glühen, daß es wie Tag gewesen ist, und die Kröte brennt über und über. Der Schneider nimmt sich vor, er will's diesmal besser machen. Hält auch aus bis dahin, daß ihn die Kröte fast mit ihrem Rachen berührt, da verläßt ihn aber der Mut, und er wendet das Gesicht wieder ab, und in dem Augenblick schlägt es wieder zwölf, und alles ist verschwunden. Nun hört man in der Ferne ein Heulen und Schreien, als wenn ein Mädchen heftig weint. Da sagt der Pastor: "Jetzt ist alles vorbei, und unsere Angst und Mühe ist vergeblich, und das Geschöpf muß verwünscht bleiben." Von der Zeit an hat man nichts wieder davon gesehen, und der Berg ist nie wieder rot geworden; außer des Abends, wenn die Sonne recht rot unterging, dann hat auch wohl der Berg noch einmal etwas rot ausgesehen. Der Schneider ist weiter gegangen, hat aber den Vorfall in Andreasberg seinem Wirt erzählt, bei dem er die Tage hindurch gewesen ist, und der hat's wieder erzählt. (Ey 1862, 21-24) aus: "Sagen aus dem Harz" von Hans-Jörg Uther |
| | | Gast
Gast
| Thema: Re: Sagen rund um St. Andreasberg Fr Mai 08 2009, 19:20 | |
| Hans der KühneIm und am Harz gibt es unzählig viele Burgen. Und es gibt sogar eine Burg, die im eigentlichen Sinn gar keine ist. Gemeint ist die Hanskühnenburg, gelegen zwischen Altenau, St. Andreasberg und Osterode. Die Felsenformation wiederum verdankt ihren Namen einer Sage
Vor langer Zeit soll sich folgendes zugetragen haben:
Hans der Kühne war ein Ritter, er soll auf diesem Höhenzug eine große Burg besessen haben. Dorthin soll er eine schöne Jungfrau entführt haben, berichtet die Sage. Die Jungfrau wehrte sich gegen den Ritter vergebens und so blieb ihr nichts weiter als zu beten. Sie schickte innige Gebete gen Himmel, um ihre Freiheit wieder zu erlangen. Ihre Gebete wurden erhört und dem Ritter zum Verhängnis. Alsbald zog ein schreckliches Unwetter auf und ließ Burg und Ritter im Erdboden versinken. Die Jungfrau war befreit und eilte davon.
Zurück blieb ein viereckiger Felsblock von 8m Höhe, der Hanskühnenburg-Felsen genannt wird.Quelle: Bernd Sternal 2007 |
| | | Timbar
Fuchs
Anzahl der Beiträge : 234 Land : Bundesland :
| Thema: Re: Sagen rund um St. Andreasberg Sa Mai 09 2009, 18:02 | |
| Die Rehbergerklippe bei Clausthal
In der Nähe von Clausthal liegt der hohe Rehberg, Links davon der Rehberger Graben, und hinter diesem ragen die gigantischen Brocken der sogenannten Rehbergerklippen empor. Eine schauerliche Gegend, von der die Sage folgendes erzählt.
Hier lebte einst ein wilder Jäger, hart und rauh gegen Mensch und Tier, für dessen Lust am Weidwerk selbst der Sonntag nicht heilig war. Oft warnte ihn ein frommer Eremit, daß ihn die Strafe des himmels für die Entweihung des Sonntags treffen würde, aber er lachte dazu und spottete des frommen Mannes, trieb vielmehr mit seinen Gesellen und Hunden, die ebenso rauh und wild waren wie er, das Unwesen nur um so ärger.
Da begab es sich eines Sonntags,daß die Meute ein weißes Reh aufjagte, das mit der Schnelligkeit des Windes vor den kläffenden hunden davoneilte,und hinter ihm her die tobende Jagtgesellschaft. Wild schallte das hallo der Jäger, das knallen der Peitschen, das klirren der Waffen durch den Wald, und schauerlich gab das Echo das Getöse zurück. Mit aufbietung seiner letzten kräfte war das Reh dahin geflohen und stand stöhnend und schwer atment plötzlich auf einer steil in den Abgrund abfallenden Klippe. Zitternd schreckte es zurück vor dem fürchterlichen schwarzen Schlunde, aber schon hörte es die hunde durch die Zweige brechen und das hallo der heranspringenden Jäger. Da, in seiner Todesangst setzte esan und wagte den gräßlichen Sprung in die Tiefe. Doch siehe, da umgab das Reh plötzlich ein heller Lichtschimmer, und sanft wurde es hinab getragenin den grausigen Schlund.
In dem selben Augenblick brachen die Jäger mit so wilder Gewalt aus dem Walde hervor, der sich bis dicht an den Abgrund hinan zog, das sie die Rosse nichtmehr zügeln konnten und allesamt in die Tiefe hinab stürtzten. Hinter ihnen brachen große Felsstücke los, rissen riesige Bäume mit sich, und donnernd stürtzte alles hinab, die Entheiliger des Sonntags zerschmetternd und begrabend.
Seit jener Zeit aber ist es nicht mehr geheuer in diesem Teil des Harzgebirges, denn um Mitternacht erwacht die ganze Gesellschaft und muß zu Fuß und zu Roß, umkläfft von einer tobenden Meute, mit Windeseile hinter fliehenden Gerippen von Hirschen, Rehen, Wölfen und Bären herjagen bis an den jüngsten Tag. Wehe dem der diese Jagt sieht, denn er muß sterben. Wer ihr aber begegnet und ihr nicht mehr ausweichen kann, der werfe sich zur Erde, das er nichts davon erblickt, dann wird er ohne Schaden davon kommen.
Aus dem Buch "Deutsche Sagen" erschienen im Merkur Verlag 1904. |
| | | Der Sieberaner
Moderator
Anzahl der Beiträge : 1969 Land : Bundesland :
| Thema: Re: Sagen rund um St. Andreasberg Sa Mai 09 2009, 20:54 | |
| Zum Wilden Jäger paßt noch folgende Sage: Nachschreien Auch am Harze kommt der Wilde Jäger vor. Der Wilde Jäger kann nicht leiden, daß man ihm nachruft. Am Eichelkopf, einem bewaldeten Berge, der zum Bruchberge gehört, waren einmal Zimmerleute, um Bauholz zu fällen. Die sitzen des Abends – es ist Winter gewesen – in ihrer Kote ums Feuer und haben aus nichts was Arges. Auf einmal gehts in der Höhe „Hoho hoho“, und dazwischen Hundegekläff und Geschrei, wie wenn ein großes Treiben ist. Und der Lärm kommt immer näher und braust vor der Kote vorüber. Das ist der Wilde Jäger mit seiner Gesellschaft. Die Zimmerleute sind darüber sehr erschrocken, werfen sich voll Angst auf den Boden und sind ganz still. Aber einer ist keck und tritt in die Tür der Kote, und wie der Wilde Jäger vorüber ist und der ganze Zug, macht er das Jagdgeschrei nach und ruft „Hoho hoho hoho“. Auf einmal fällt ein schwarzer Klumpen auf den Herd, daß Funken und Brände den Zimmerleuten um die Köpfe fliegen. Das Feuer aber ist aus. Wie sie’s wieder angezündet haben, sehen sie, daß eine große Pferdelende auf dem Herd liegt, und der Zimmermann, der dem Wilden Jäger nachgerufen hat, ist tot. Aber der Wilde Jäger ist nicht immer so bös. Sind einmal etliche junge Mädchen in die Heidel-beeren gegangen. Die verirrten sich im Walde, und statt daß sie sich herausfinden, kommen sie immer tiefer in den Wald. Und es wird Nacht, und sie haben nichts zu essen gehabt. So sind sie vor Mattigkeit und Angst und Hunger fast tot. Auf einmal läßt sich der Wilde Jäger hören und zieht in der Ferne vorbei. Da bekommt das eine der Mädchen, die ein keckes Ding gewesen ist, den Einfall, dem Wilden Jäger nachzuschreien. Wie sie dem Wilden Jäger nachschreit – da plötzlich steht er mitten unter den Mädchen und fragt, was sie ihn gerufen hätten? Das Mädchen sagt, sie hätten sich verirrt und müßten bald vor Hunger sterben, und hätten nichts zu essen; er möge ihnen Brot und Salz und Fett geben, dann wollten sie ihm gute Reise wünschen. Da lacht der Wilde Jäger und sagt, für diesmal solle es ihnen geschenkt sein, aber sie sollten’s nicht wieder wagen. Fort ist er; und auf der Stelle brennt ein Feuer, und ein Topf steht darauf und eine Brotsuppe drin. Da haben sich die Mädchen alle gepflegt und haben sich darauf schlafen gelegt, und den Morgen haben sie sich alle aus dem Wald gefunden. (Harrys 1842, Bd. 2, 5) Aus: "Sagen aus dem Harz" von Hans-Jörg Uther |
| | | Timbar
Fuchs
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| Thema: Re: Sagen rund um St. Andreasberg Do Jun 04 2009, 12:37 | |
| Hier mal was anderes. Aus dem Buch "Venetianersagen" Gesammelt von Rudolf Schramm. Die waren nämlich auch im Harz. Eine ungewöhnliche Reise In Clausthal brachte es einmal ein Venediger bis zum Steiger. Wünschte ein Bergmann, einmal vor Feierabend nach Hause zu gehen, so zeigte er sich gutherzig, erlaubte es ihm und verrichtete dessen Arbeit selbst. Seine Nachsicht trug ihm aber viel Ärger, ja sogar Strafe ein. Deshalb wollte er wieder zurück in seine Heimatstadt Venedig. Er entließ alle seine Leute, behielt aber nur den Anschläger. Er fragte ihn, ob er willens sei, mit ihm zu gehen. Der sagte zu. Da begaben sie sich ins Gesenk, wo die Tonnen mit dem Erz hinein gefahren werden. Dort besetzte der Steiger alle Grubenlöcher, um den Stollen zu sprengen. Sein Zorn war so groß, daß es ihm gleichgültig war, bei dem Anschlag auch einen seiner Bergleute mit in die Luft zu sprengen, der dort arbeitete, obwohl der Anschläger um dessen Leben bat. Nachdem sie miteinander gefrühstückt hatten, machten sie sich tief unter der Erde auf schönen gangbaren Wegen auf die weite Reise ins Venediger land. In einem Garten nahe des Steigers Haus stiegen sie wieder ans Tageslicht. Sie waren in Venedig. Dem Anschläger gefiel es in der großen Welt- und reichen Handelsstadt. Nach einer geraumen Zeit fragte ihn der Steiger, ob er nicht wieder in seine Heimat wolle. Er sagte ja, holte sein Geleucht, und sie stiegen dort ein, wo sie einst die Erde verlassen hatten. Weil aber die unterirdischen Gänge während der Zeit eingestürtzt und ungangbar geworden waren, stiegen sie wieder ans Tageslicht. Der Harzer setzte seine Heimreise zu Fuß fort, der Steiger ging wieder zurück nach Venedig. Als der Clausthaler zu Hause eintraf, kannte ihn niemand mehr. Seine Frau und die Kinder traf er nicht mehr an. Da schlug man in den alten Kirchenbüchern nach, und darin stand geschrieben, daß ein Bergmann vor einigen hundert Jahren aus dem Ort verschwunden war. Er hatte aber geglaubt, nur einige Jahre im Venedigerland gewesen zu sein. |
| | | Timbar
Fuchs
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| Thema: Re: Sagen rund um St. Andreasberg Fr Jun 05 2009, 13:51 | |
| Venediger als Schatzweiser und Lehrmeister Zum Oderhaus, das eine Stunde von St. Andreasberg liegt, kamen einmal zwei Venediger, die dort einen kleinen Jungen antrafen. Den nahmen sie mit nach Venedig und behielten ihn bei sich, bis er vierzehn Jahre alt war. Als er eines Morgens erwachte, war er wieder in seiner Heimat im Odertal, die Venediger bei ihm. Sie führten ihn in den Berg,zeigten ihm die Schätze und lehrten ihn die Kunst, sie zu finden und zu bergen. Davon lebte er bis zu seinem Alter. Die Venediger verließen ihn hernach als gute Freunde und wünschten ihm Glück. Sie drangen in den Berg bis zum fast drei Stunden vom Oderhaus entfernt liegenden Kleinen Brocken, wo sie aus einer steinernen Tür herauskamen. Quelle: Venedigersagen gesammelt von Rudolf Schramm |
| | | Der Sieberaner
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| Thema: Re: Sagen rund um St. Andreasberg Fr Jun 05 2009, 14:44 | |
| Der Rauschenbach Im Rauschenbach war einmal ein Aufseher beim Tannenpflanzen. Zu dem kam ein Mann, das mag wohl ein Venediger gewesen sein. Der nahm ihn eine Strecke weit unter eine Tanne, da gruben sie und fanden unter einer Wurzel einen gelben Ton. Davon nahm der Mann den ganzen Holster voll und redete auch dem Aufseher zu, daß er wenigstens drei Kugeln davon mitnahm. Dafür hat ihm nachher ein Hamburger Kaufmann 55 Taler gegeben, und es ist eine Art Gold gewesen. Als sie aber wieder unter die Tanne gegangen sind und nachgegraben haben, fanden sie nichts mehr. (Pröhle 1886, Nr 175 [2]) aus: "Sagen aus dem Harz" von Hans-Jörg Uther |
| | | Timbar
Fuchs
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| Thema: Re: Sagen rund um St. Andreasberg Sa Jun 06 2009, 20:00 | |
| Der Bergmönch auf Schacht Samson
In den Harzbergwerken um Clausthal und Andreasberg ließ sich sonst ein Geist sehen, den man Bergmönch nannte. Er war wie ein Mönch gekleidet und riesig groß, in der Hand trug er stets ein Inseltlicht, das niemals verlosch.
Wenn die Bergleute des Morgens anfuhren, stand er mit seinem Licht über dem Feuerloch und ließ sie unter sich durch fahren, aber auch in den Schächten begegneten sie ihm oft, und zwar fuhr er da wie ein Geschworener ein.
Bei Andreasberg lebte damals ein Bergmann, der arbeitete in der Samsel, dem größten Schacht daselbst. Es ging ihm aber traurig und er wußte nicht, wie er Frau und Kinder ernähren sollte. Deshalb dachte er oft an den Bergmönch.
Und wie er nun eines Morgens mal wieder einfahren will, sagte er noch zu seiner Frau: "Wollte, es begegnete mir heute der Bergmönch, ich müßte ihm so recht mein Leid klagen, er würde mir vielleicht helfen!" Die Frau will ihm das zwar ausreden, aber er bleibt dabei, und in dem Gedanken geht er fort.
Als er an den Schacht kommt und einfahren will, steht der Bergmönch da, tritt heran und drückt ihm Inselt auf seine Lampe. Dann winkt er ihm anzufahren. Der Bergmann will ihn zwar anreden, aber der Bergmönch winkt ihm nochmals, ruhig an seine Arbeit zu gehen.
Am Abend, als er ausfährt, tritt der Bergmönch wieder an ihn heran, drückt ihm einen Knorpel in die Hand und winkt ihm, er solle heim gehen. Da eilte er fort. Unterwegs aber wird der Knorpel immer schwerer, und wie er endlich ankommt und den Knorpel bei Licht besieht, ist`s ein großes Stück Gold. An dem Inselt aber, das ihm der Bergmönch auf sein Grubenlicht gedrückt, hat er zeit seines Lebens genug gehabt, denn es hat sich nie vermindert.
Jetzt hat man lange nichts mehr vom Bergmönch gesehen, und einige sagen, er sei in Mönchthal bei Clausthal gebannt. Auch soll sich dort ein Wahrzeichen befinden, ein Mönch in den Stein gehauen, das man heute noch sehen könne. Wer freilich nicht recht Bescheid weiß, findet es nicht. Quelle: Die Silberne Rose, Europäische Bergmannssagen |
| | | Der Sieberaner
Moderator
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| Thema: Re: Sagen rund um St. Andreasberg Sa Jun 06 2009, 20:05 | |
| Noch was vom Bergmönch: Der Bergmönch im Harz Zwei Bergleute arbeiteten immer gemeinschaftlich. Einmal, als sie anfuhren und vor Ort kamen, sahen sie an ihrem Geleucht, daß sie nicht genug Öl zu einer Schicht auf den Lampen hatten. „Was fangen wir da an?“ sprachen sie miteinander, „geht uns das Öl aus, so daß wir im Dunkeln sollen zu Tag fahren, sind wir gewiß unglücklich, da der Schacht schon gefährlich ist. Fahren wir aber jetzt gleich aus, um von Haus Öl zu holen, so straft uns der Steiger, und das mit Lust, denn er ist uns nicht gut.“ Wie sie also besorgt standen, sahen sie ganz fern in der Strecke ein Licht, das ihnen entgegenkam. Anfangs freuten sie sich, als es aber näher kam, erschraken sie gewaltig, denn ein ungeheurer, riesengroßer Mann ging, ganz gebückt, in der Strecke herauf. Er hatte eine große Kappe auf dem Kopf und war auch sonst wie ein Mönch angetan, in der Hand aber trug er ein mächtiges Grubenlicht. Als er bis zu den beiden, die in Angst dastanden, geschritten war, richtete er sich auf und sprach: „Fürchtet euch nicht, ich will euch kein Leids antun, vielmehr Gutes“, nahm ihr Geleucht und schüttete Öl von seiner Lampe darauf. Dann aber griff er ihr Gezäh und arbeitete ihnen in einer Stunde mehr, als sie selbst in der ganzen Woche bei allem Fleiß herausgearbeitet hätten. Nun sprach er: „Sagt’s keinem Menschen je, daß ihr mich gesehen habt“, und schlug mit der Faust links an die Seitenwand; sie tat sich auseinander, und die Bergleute erblickten eine lange Strecke, ganz von Gold und Silber schimmernd. Und weil der unerwartete Glanz ihre Augen blendete, so wendeten sie sich ab, als sie aber wieder hinschauten, war alles verschwunden. Hätten sie ihre Bilhacke (Hacke mit einem Beil) oder sonst nur einen Teil ihres Gezähs hineingeworfen, wäre die Strecke offengeblieben und ihnen viel Reichtum und Ehre zugekommen; aber so war es vorbei, wie sie die Augen davon abgewendet. Doch blieb ihnen auf ihrem Geleucht das Öl des Berggeistes, das nicht abnahm und darum noch immer ein großer Vorteil war. Aber nach Jahren, als sie einmal am Sonnabend mit ihren guten Freunden im Wirtshaus zechten und sich lustig machten, erzählten sie die ganze Geschichte, und montags morgen, als sie anfuhren, war kein Öl mehr auf der Lampe, und sie mußten nun jedes-mal wieder, wie die andern, frisch aufschütten. (Grimm DS 3) aus: "Sagen aus dem Harz" von Hans-Jörg Uther |
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